An das
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Sehr geehrte Damen und Herren,
aus der Seite
http://www.orte-der-vielfalt.de/index.php?id=656
Düren Ort der Vielfalt
habe ich erfahren, dass die Stadt Düren von Ihnen ausgezeichnet wurde, da sie „Zeichen gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus setzt.“
Als Beispiel gegen Antisemitismus erwähnen Sie die Stelenaktion und die Verlegung von Stolpersteinen in Düren seit 2005.
Düren verfügt über keine jüdische Institutionen und keine jüdische Gemeinde. Die etwa 20 Juden Dürens sind in der Jüdischen Gemeinde Aachen organisiert. Ein öffentliches jüdisches Leben in Düren ist nicht vorhanden. Einige Juden sind deshalb nach Köln verzogen.
Natürlich gibt es Antisemitismus auch ohne Juden, wie er sich gelegentlich in Düren unter der Maske des „Antizionismus“ versteckt. Die politisch Verantwortlichen der Stadt Düren unternehmen nichts Merkliches dagegen, zuweilen unterstützen sie die „unbedeutenden“ Aktionen.
Das Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt, welches auf Ihrer Seite erwähnt wird, hat den anfänglichen Zusatz „gegen Antisemitismus“ mangels Masse fallen gelassen.
Die Stelenaktion und die Verlegung von Stolpersteinen betrifft nur tote Juden und ist genauso wenig ein Zeichen gegen Antisemitismus wie die Aufführung des „Zigeunerbarons“ ein Zeichen gegen Antiziganismus ist.
Durch Ihre Verleihung, die in den Dürener Zeitungen lediglich dürre Erwähnungen finden, haben Sie Ihren Preis, zumindest den Teil „Antisemitismus“ entwertet, da die Stadt Düren keine wirklichen Anstrengungen gegen Antisemitismus unternimmt oder glaubt, unternehmen zu brauchen.
Auch in jüdischen Kreisen ist dieser Preis ohne Belang.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Neues Jahr
Dr. Nathan Warszawski
Jüdischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu Aachen
Nideggen / Kreis Düren, 28.12.2010